Blog – Denken in Wahrscheinlichkeiten

Schwarz / Weiß
Ja / Nein
0 / 1

Vom Denken in Wahrscheinlichkeiten zur Vielweltentheorie

Worauf ich anfangs hinaus möchte, kann man bereits erahnen. Wir alle wissen, dass es zwischen Schwarz und Weiß noch mindestens 50 shades of gray gibt.

In der Informatik sieht es anders aus: Ein Bit muss fest zwischen 0 und 1 unterscheiden können, da gibt es kein „dazwischen“ (wir blenden quantenphysikalische Phänomene hierbei aus).
Alle Entscheidungen, die wir treffen, sind ebenfalls definitive Festlegungen.

Beginnen wir im Denken: Dies ist der Ort, der den Quantenphänomenen näher kommt: Hier sind Wahrscheinlichkeiten möglich, hier können wir vorab verschiedene Überlegungen und alle Fantasien parallel durchspielen, ohne uns festzulegen. Entscheidungen können vorab in verschiedene Richtungen abgewägt werden.

Wir entscheiden jeweils, wie wir welche Informationen interpretieren und werten. Ob wir Dinge glauben oder nicht. Daraufhin treffen wir Entscheidungen, das meiste davon im Alltag unbewusst.

Fand die Mondlandung statt?

Waren die Menschen 1969 tatsächlich auf dem Mond gelandet?
Ich glaube daran, ja. Ich bin davon fest überzeugt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit. Zugleich bin ich mir aber bewusst, dass ich dies selbst nicht miterlebt habe und mit meinen Mitteln und Möglichkeiten weder verifizieren, noch falsifizieren kann. Ein Irrtum ist eingeschlossen. Ich kann es gar nicht wirklich wissen und bin nicht in der Lage, dies mit 100 % Gewissheit beurteilen zu können. Ich glaube jedoch daran, denke es zumindest mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, ohne das Gegenteil komplett auszuschließen. Eine 100 %ige Festlegung ist hierbei (von meiner Seite) auch gar nicht nötig. Würde ich für ein Bit entscheiden müssen, käme hier die „1“ (ja) zum Zuge (Aufrundung ;)).

Wir alle kennen Mitmenschen, die felsenfest von einer Meinung überzeugt sind. Selbst erwiesene Gegenargumente können diese nicht ändern. Oftmals wird auch die eigene Identität an einer Meinung festgetackert. Weiteres Ziel ist dabei nicht selten, die anderen Menschen von der eigenen Sichtweise zu überzeugen.
Es fällt oft nicht leicht, eigene Irrtümer einzugestehen oder mehrere Sichtweisen parallel zuzulassen, die man mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für sich gewichtet. Das Zulassen des Irrtums spielt hierbei eine große Rolle, denn es ermöglicht zugleich, in vielfältigere Möglichkeiten zu denken. Vor allem auch mit unterschiedlichen Perspektiven zu überlegen und Dinge zu beleuchten.

Gesellschaftlich in Wahrscheinlichkeit umgewandelt.

Gesamtgesellschaftlich spielt das wiederum weniger die Rolle, da alles wieder in Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten umgewandelt wird. Es addieren sich unterschiedlich festgelegte Meinungen.
Beispiel Wahlen: Hier entscheidet jeder Bürger einzeln, in Summe führen die Ergebnisse zu prozentualen Verteilungen und Möglichkeiten. 100 % in eine Richtung ist bei einer genügend großen Teilnehmerzahl fast ausgeschlossen.

Wenn nicht immer bei allen Themen individuell, so findet doch gesamtgesellschaftlich ein übergeordnetes Denken in Wahrscheinlichkeiten durch unterschiedliche Meinungen statt. In der Informatik haben eine Vielzahl von Bits und Bytes ebenfalls wiederum diese Möglichkeiten.

Die kleinen Elemente.

Brechen wir dies auf das Leben herunter: Das kleinste Entscheidungselement muss festgelegt sein, um übergeordnete Wahrscheinlichkeiten objektiv real werden zu lassen (Gedanken indes bleiben untätig).
Dies findet ebenfalls in der Physik statt. Elektronen beispielsweise können mehrere Zustände und Orte zugleich annehmen, sie sind „unscharf“ (wir vergleichen es hier etwas angelehnt an das Denken). Erst, wenn ein Elektron mit der Umwelt reagiert, z. B. mit einem anderen Elektron in Verbindung kommt (bspw. gemessen/beobachtet wird), legt sich ein Zustand fest. Und nur dann. Nach welchen Prinzipien dies funktioniert, ist noch unbekannt. Überspitzt kann man hier auch nach dem Ursprung unserer Gedanken und Entscheidungsprozesse fragen.

Geschehen unterschiedliche Ereignisse parallel?

Was die Menschheit daher thematisch fasziniert und bewegt, ist die Frage, ob es nicht auch mehrere Versionen uns bekannter Zustände gibt (die Mondlandung fand statt und ebenso nicht statt). Unter Physikern ist dies als „Vielweltentheorie“ bekannt. Man mag sich denken: Wie soll das alles möglich sein bei den unendlich vielen Möglichkeiten, die sich in jedem Bruchteil einer Sekunde bereits ergeben?
Wäre die Welt nur zweidimensional, könnten wir uns jedoch ebenfalls schlecht vorstellen, dass es in alle Richtungen (vor/zurück und links/rechts bis in die scheinbare Unendlichkeit) in jedem Punkt noch einmal unendlich in eine dritte Dimension geht (hoch/runter). Dass jede Entscheidung parallel auch anders geschieht, könnte man als zusätzliche Dimension(en) betrachten.
Jede Entscheidung ist womöglich ein Dimensionshebel.
Dies heißt nicht, dass es sich genau so verhält. Hier wird lediglich eine (unüberprüfbare) Möglichkeit gezeigt, wie sich Realität zutragen könnte und   einigen physikalischen Ansätzen entspricht (Ende 1950er / Anfang 1960er Jahre). Im Gegensatz dazu steht die Kopenhagener Deutung von Bohr/Heisenberg (1927).

Wann entstehen Lottozahlen?

Oftmals ergeben sich hieraus ebenso interessante Fragestellungen, wie beispielsweise: Stehen die Lottozahlen bei der Ziehung fest oder entsteht deren Realität erst in dem Moment, wenn man die Lottozahlen aufruft?
Der Grat zur Esoterik ist hierbei manchmal schmal. Die Antwort könnte aufgrund von Wechselwirkungen lauten: Sowohl als auch. Wie beim physikalischen Welle-Teilchen-Dualismus des Lichts.

Ähnlich zur Vielweltentheorie entwickelte ich ca. 2009 das Konzept einer möglichen „Kegeltheorie“. Vom individuellen Punkt im Jetzt geht kein Zeitpfeil, sondern ein Kegel jeweils in die Vergangenheit und Zukunft (nicht zu verwechseln mit dem Zukunftslichtkegel nach Hawking). Dazu vielleicht ein andermal mehr. 😉

Zudem muss man immer im Hinterkopf behalten, dass wir Menschen mit unseren Sinnen und unserem Geist für unser Überleben auf der Erde ausgestattet sind und daher gar nicht in der Lage sein werden, alles je entdecken und begreifen zu können.